„Vergessen Sie alles, was Sie über diakonische Arbeit wissen“: Christiane Lorenz leitet eine Diakonie-Station in Rumänien und besuchte unser Werk
14.10.25
Zwischen Grimma und Braşov/Kronstadt in Rumänien liegen rund 15 Autostunden – und in Bezug auf diakonische Arbeit Welten. Das wurde sehr anschaulich bei einer Begegnung mit Christiane Lorenz. Im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres sei sie mit ihrem Mann vor 30 Jahren nach Siebenbürgen gegangen, habe sich in Land und Leute verliebt und sei geblieben, erzählt sie. Die in Deutschland geborene Frau leitet eine kleine Diakonie-Station als Referentin für Diakonie und Gemeinde. Der enge Zusammenhang im Titel spiegelt sich auch in der äußeren Struktur wider: Die diakonische Arbeit von Christiane Lorenz und ihrem Team ist direkt in die Honterusgemeinde integriert, zu der die „Schwarze Kirche – Biserica Neagra“ in Kronstadt gehört.

„Vergessen Sie alles, was Sie über diakonische Arbeit wissen, wenn Sie aus Deutschland kommen“, antwortet sie. In Rumänien gebe es keine diakonischen Verbände, was Austausch erschwere. Auch eine engere Kooperation mit dem Staat sei nicht der Fall, man werde behandelt wie eine NGO und alle privaten Anbieter sozialer Leistungen. Jede Diakonie-Station müsse sich als Einzelkämpferin um die ohnehin äußerst knappen staatlichen Mittel immer wieder neu bemühen.
Um neue Einblicke und Impulse zu gewinnen, hatte sich Christiane Lorenz deshalb entschlossen, in Deutschland vier diakonische Träger zu besuchen. Dazu gehörte auch die Diakonie Leipziger Land. Tobias Jahn, der hier im Vorstand und als Geistlicher Leiter wirkt, zeigte sich von der Arbeit in Rumänien „tief beeindruckt“: „Diakonie wird dort ohne großen institutionellen Rahmen direkt aus der Kirchgemeinde getragen, gelebt und finanziert – mit einer enormen Außenwirkung in die Stadt hinein.“ Dass Kirche und Diakonie zusammengehören, sei viel offensichtlicher als in Deutschland, wo man immer wieder Brücken bauen müsse.
Schwerpunkte der Arbeit von Christiane Lorenz seien die soziale Beratung der Gemeindeglieder und die (nicht medizinische) Altenhilfe. „Wir könnten uns auch Sozialarbeit nennen, aber das machen wir bewusst nicht, um den Fokus auf unserem Merkmal als evangelische Organisation zu belassen“, betont Christiane Lorenz. Der spezielle „Geist“ im Vergleich zu anderen Anbietern werde ihr auch im überwiegend christianisierten Rumänien immer wieder bestätigt. Es gäbe ein großes Ansehen für eine qualitativ hochwertige professionelle Arbeit mit einem besonderen Miteinander und einer spürbar anderen Haltung. Kronstadt habe rund 240.000 Einwohnerinnen und Einwohner, aber nur 30 Plätze für die ambulante Altenpflege.
Erklärtes Ziel von Christiane Lorenz ist es derzeit, die Arbeit ihres achtköpfigen Teams sichtbarer zu machen mit Hilfe von Öffentlichkeitsarbeit, die über die Kirchgemeinde hinaus wirksam ist, sowie dem Aufbau einer Fundraising-Strategie. Allein die Website müsse eigentlich in vier Sprachen erscheinen: Deutsch (für die dort lebende Minderheit), Rumänisch (behördlich gefordert), Ungarisch und Englisch. In einem Punkt unterscheidet sich die Lage allerdings kaum von der in Deutschland: Personal für die Pflege zu finden, sei auch in Siebenbürgen schwer. Die Ursache liege hier allerdings eher woanders. „Die wirklich guten Kräfte machen 24/7-Pflege im Ausland.“