„Hilfe geben, Hoffnung leben“ seit eineinhalb Jahrhunderten: Diakonie Leipziger Land feierte 150. Jubiläum
13.09.24
Bei der Diakonie Leipziger Land stand letztens ein beachtliches Jubiläum im Kalender. Der evangelische Wohlfahrtsverband zelebrierte seinen 150. Geburtstag. Den Auftakt für das dreitägige Fest bildete ein Empfang im Rathaussaal Grimma, der bis auf den letzten Platz mit Gästen aus Kommunal- und Landespolitik sowie Kirchgemeinden und Verbänden, mit Wegbegleitern und Mitarbeitenden gefüllt war. „Wir sind dankbar für jede einzelne Person und für eineinhalb Jahrhunderte voller Engagement für unzählige Menschen in Not – während und nach den beiden Weltkriegen, zwei Diktaturen und der friedlichen Revolution“, sagte Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender Harald Bieling.
Stolz präsentierte er eine druckfrische Chronik, die erstmals in der langen Geschichte der Diakonie Leipziger Land in jahrelanger Kleinarbeit erarbeitet worden ist. Bei den Recherchen kam ans Licht, dass die Wurzeln der Diakonie im Raum Grimma, Borna, Pegau und Wurzen sogar noch fünf Jahre weiter zurückliegen: „Wir sind also eigentlich fünf Jahre zu spät, haben uns aber entschieden, großzügig darüber hinwegzusehen und ‚150+5‘ zu feiern.“ Damit sei das Werk im Leipziger Land der zweitälteste diakonische Verband in Sachsen, berichtete der Historiker Dr. Dirk Martin Mütze.
Geschichte wurde lebendig, als für die Chronik interviewte Zeitzeuginnen und Zeitzeugen live auf der Bühne befragt wurden, darunter die 91-jährige Diakonie-Schwester Erdmute Walter. Von 1968 bis 1994 war sie das Gesicht der Inneren Mission in Grimma und dabei vor allem zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unermüdlich zu den Menschen unterwegs. „Wir hatten damals kein Auto und keinen Computer, aber Zuhören und Begleiten – das geht auch ohne“, mahnte sie.
Christel Motzkus, frühere Schuldnerberaterin, war einer der Gäste beim „Café der Erinnerungen“ für ehemalige Mitarbeitende. „Eine innere Verbundenheit ist deutlich zu spüren“, sagte sie. „Diakonie-Spirit“ mit viel Engagement, Zusammenhalt und Wertschätzung war nicht nur in der Historie, sondern auch aktuell bei allen Festveranstaltungen live zu erleben: als zum Beispiel alle noch Anwesenden einschließlich der Chefetage beim Umbau für die nächste Veranstaltung mit anpackten, als die Geburtstagskinder des Tages wie gewohnt mit einem Ständchen bedacht wurden oder als den Mitarbeitenden, die während des Balls Dienst in den Heimen und Wohnstätten hatten, ein Dankeschön-Abendessen geliefert wurde.
Alles Feiern mündete dann in den festlichen Gottesdienst in der Bornaer Stadtkirche Sankt Marien, der mit fast schon himmlischer Musik dem Zusammenspiel von Hören und Tun, Kirche und Diakonie den passenden geistlichen Rahmen verlieh. Etwas „ganz Wesentliches“ komme hier hinzu, so Superintendent Dr. Jochen Kinder: die Dimension des Wortes Gottes, das den Dienst in der Diakonie maßgeblich trägt.