„Pfarrer, wohnst Du in der Kirche?“: Diakonie-Kindergärten entdecken Pegauer Gotteshaus

11.09.24

Eine Taube auf dem Taufstein, ein Löwe an der Wand, kunstvolle Gemälde hoch oben an der Decke oder eine Orgel mit 35 Registern – in der Pegauer Stadtkirche Sankt Laurentius gibt es auch für kleine Menschen viel zu entdecken. Die ortsansässigen Kindergärten „Grünes Tal“ und „Regenbogen“ haben das Gotteshaus jetzt gemeinsam mit Pfarrer Torsten Reiprich kennengelernt. Immer zum Start eines Schuljahrs lädt er zu einer Führung ein, um die neuen Kinder mit der Kirche vertraut zu machen.

Kinder-Kirchenführung Pegau Pfarrer zeigt Taufstein

Es geht ihm dabei vor allem um das Kruzifix – lebensgroß, mit Haaren und ziemlich realistisch dargestellt. Vor Jahren hätten sich die Kinder sehr erschrocken, als sie unvermittelt damit konfrontiert waren. „Wir haben in der Gemeinde lange diskutiert, wie wir damit umgehen“, erzählt Torsten Reiprich. Das Abhängen oder Wegnehmen wurden schließlich verworfen. Man entschied sich: Das Kruzifix soll bleiben, wie es ist, aber wir ordnen diesen Kern des christlichen Glaubens ein und erklären ihn: bei einer Kindergarten-Kirchenführung.

Die beginnt mit einer Geschichte: Vor ganz langer Zeit, als es noch Ritter und Könige und Burgfräulein gab, war Pegau ein kleines Dorf. Die Menschen aber wollten hier eine Stadt mit dem Haus Gottes in der Mitte bauen. Ein Mann, der gut malen und schnitzen konnte, machte für die Kirche dann eine Figur von Jesus am Kreuz, die aussieht wie ein echter Mensch. Torsten Reiprich bittet die Kinder, den Blick zu heben: Ganz oben, über dem Altar ist Jesus Christus nochmal zu entdecken: wieder lebendig und als Herrscher der Welt: „Gott kann aus schlimmen Dingen etwas Gutes machen.“

Kinder-Kirchenführung Pegau Pfarrer zeigt nach oben

Auf diese Weise lernen die Kinder mit dem Kruzifix umzugehen und niemand erschrickt. Fröhlich wenden sie sich weiteren Entdeckungen zu. „Pfarrer, guck mal“, tönt es oben an der Orgel. Sie kennen ihn gut, man grüßt sich bei Begegnungen in der Stadt. Nur der irrtümliche Glaube, dass der Pfarrer in der Kirche wohne, müsse immer mal wieder korrigiert werden, erzählt Maria Mönch, die das „Grüne Tal“ leitet, augenzwinkernd.

In den beiden Pegauer Kindergärten der Diakonie Leipziger Land gestalten Torsten Reiprich und seine Frau, die als Gemeindepädagogin arbeitet, außerdem regelmäßig Morgenkreise. „Die Mädchen und Jungen lernen so neben christlichen Inhalten eben auch den Pfarrer als Menschen kennen“, hat Maria Mönch beobachtet. Durch diese persönliche Nähe, das gemeinsame Erzählen, Singen, Beten und Fröhlichsein könnten sie zudem Schwellenängste abbauen sowie erleben und erfahren, dass Kirche „ihnen offensteht und dass sie hier willkommen sind“. Manche würden so vielleicht irgendwann in ihrem Leben den Weg zum Glauben finden …