Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ – Der Vers aus dem 1. Buch Mose wird als biblische Losung über dem Jahr 2023 stehen. In diesem einen Satz steckt so viel Kraft und Tragweite: Gott ist kein fernes, unpersönliches Wesen, sondern ein Gott, der mich sieht. In allem, was und wie ich bin: in Momenten voller Sorge und auch dann, wenn Menschen lieber wegschauen, weil ich nicht so bin oder handele, wie sie es sich wünschen. Bei Gott muss ich nichts darstellen, ich brauche nicht immer stark zu sein oder zu funktionieren. Ich darf sein, wie ich bin – Er sieht mich trotzdem liebevoll und wertschätzend an.
Es ist wichtig, dass wir gesehen werden, einander in die Augen blicken und anschauen: so, wie wir sind, mit unseren Sehnsüchten, Fähigkeiten und Grenzen, mit dem, was wir gerne vorzeigen und dem, was wir lieber verstecken. Bei unserer Arbeit erleben wir täglich, welch hohe Bedeutung es hat, sich wahr- und angenommen fühlen. Es ist ein existentielles Bedürfnis, von anderen wirklich gesehen und verstanden zu werden. Jeder kann sich ganz persönlich fragen: Wann hatte ich das letzte Mal das Gefühl: Hier nimmt mich jemand an, so wie ich bin – ehrlich, unverstellt und ohne Hintergedanken. Und wann habe ich mir Zeit genommen, den anderen tatsächlich anzuschauen und ihm zuzuhören? Wir können uns gegenseitig so viel schenken, wenn wir bewusst wahrnehmen, was den anderen bewegt und so füreinander zu Engeln werden – zu Boten des lebendigen Gottes, der sieht.
Seine Wertschätzung und Zuwendung zu den Menschen tragen und ihnen ganz konkret helfen – das haben wir uns als Diakonisches Werk „auf die Fahnen geschrieben“. In unruhigen und unsicheren Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, ist dies umso wichtiger. Wir freuen uns deshalb sehr darüber, dass wir in diesem Jahr trotz aller Schwierigkeiten eine neue Tagesbetreuung eröffnen, eine Seniorenwohnanlage übernehmen, Bauprojekte beenden und viele andere Erfolge feiern, aber auch die ganz unspektakuläre, alltägliche Arbeit sicherstellen konnten. Darum auch meinen herzlichen Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Dienst in Pflege, Betreuung, Beratung, Verwaltung, Beherbergung, Bildung oder den Diensten unserer Diakos. Die politischen Entwicklungen, der Ukraine-Krieg, die Kostenexplosionen und die seit fast drei Jahren andauernde Pandemie bereiten uns allerdings große Sorgen. Von Licht und Schatten, Schönem und Schweren können Sie in diesem Rundbrief lesen. Auch als Diakonie wird uns in diesen schwierigen Tagen neu bewusst, dass wir vieles nicht in der Hand haben und auf Gott vertrauen wollen, der uns sieht.
In welcher Situation Sie auch sein mögen, was auch immer zum Ende des Jahres auf Sie einstürmt – Sie dürfen offen sein für Bedürfnisse Ihres Gegenübers. Egal ob auf Arbeit, in der Familie, bei Freundinnen und Freunden, Bekannten oder bei Menschen, die Ihnen begegnen – und das nicht nur in der bevorstehenden Weihnachtszeit.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien hoffnungsfrohe Christtage und ein gesegnetes, friedliches, neues Jahr!
Ihr Harald Bieling
Geschäftsführer und Vorsitzender des Vorstands