„Gelebte Inklusion“ und neue Freundschaften in Groitzsch: Altenpflegeheim „Katharina von Bora“ jetzt auch für Menschen mit Behinderung und Schwerkranke offen
07.12.21
Von außen fällt zuerst der neue, parkähnliche Garten auf. Auch sonst hat sich viel getan im „Katharina von Bora“ Groitzsch. Die Einrichtung der Diakonie Leipziger Land hat als erstes Altenpflegeheim der Region seine Türen nun auch für Menschen mit Behinderung oder psychischen Handicaps sowie für Schwerkranke geöffnet. Im Interview zieht Heimleiterin Simone Zimmerling eine erste Bilanz.
Frau Zimmerling, was genau hat sich in Ihrem Haus geändert?
Simone Zimmerling: Am meisten hat sich bisher im Erdgeschoss getan. Hier sind bereits Menschen eingezogen, die eine Behinderung oder psychische Erkrankung haben. Diese Etage ist Schwerpunkt dafür, aber noch vermischt es sich mit Älteren, die schon länger hier leben.
Und das funktioniert?
Ja, es wird erstaunlich gut toleriert. Da sind schon Freundschaften entstanden. Zum Beispiel setzen sich eine Seniorin und ein Bewohner mit Schizophrenie immer sehr gern zum Essen zusammen. Ich empfinde das als gelebte Inklusion.
Was ist noch alles geplant?
Im 2. Stock entsteht ein Bereich für Schwerstpflegebedürftige, also zum Beispiel für Ältere mit einer Portanlage, mit Dialysepflicht oder Sauerstoffsonde. Und natürlich bieten wir auch weiter klassische Altenpflege an.
Was hat sich im Haus dafür alles geändert?
Wir freuen uns über die Erweiterung unseres Gartens um einen 800 m² großen Park: richtig schön mit neuen Rundwegen, Ruhe-Nischen, einem Sandkasten für Besucherkinder, verschiedenen Untergründen für Sinnesanreize und einem Obstgarten. Geplant ist außerdem eine Wohlfühloase mit Licht- und Klangeffekten sowie eine Werkstatt.
Wie hat sich das Team auf die Veränderungen vorbereitet?
Es gab viele Schulungen zu Themen aus der Schwerstpflege, zum Umgang mit psychischen Erkrankungen, zu Deeskalationstechniken u. a. Außerdem mussten wir planen, wer in welchem Bereich eingesetzt wird und uns komplett neu sortieren. Ich bin stolz auf mein Team, was sich fit gemacht hat für die neuen Herausforderungen und professionell damit umgeht. Wir haben zum Beispiel eine Bewohnerin mit geistiger Behinderung, die häufig an epileptischen Anfällen leidet. Mithilfe einer Art Defibrillator für das Gehirn kann unser Team dies vorab erkennen, so kann weiterer Schaden am Gehirn verhindert werden.
Was ist Ihre Zwischenbilanz nach den ersten Wochen?
Unser Haus hat die Neuaufstellung gemeistert und ist auf dem richtigen Weg. Das Konzept geht auf und die Nachfrage nach Spezial-Pflegeplätzen ist riesig! Wir haben eine Warteliste und bekommen inzwischen auch Anfragen aus Chemnitz und Dresden, wo man uns als „Geheimtipp“ sieht. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen möchte ich herzlich danken für ihren Einsatz! Die letzten Monate waren kräftezehrend, aber inzwischen sind wir gut eingespielt.