Ein „Koffer für die letzte Reise“: Diakonie lud Angehörige zum Aktionstag Demenz in Grimma ein

20.09.23

Wohltuende Musik, ein paar Bücher und duftende Öle – dies und mehr befindet sich im „Koffer für die letzte Reise“ von Demenz-Erkrankten. Vorgestellt haben dessen Inhalt neulich das Kompetenzzentrum Pflege und der Ambulante Hospizdienst in Grimma: Die beiden Einrichtungen der Diakonie Leipziger Land hatten zum Aktionstag im Rahmen der Woche der Demenz in Sachsen eingeladen.

Hospizkoordinatorin und Pflegeberaterin mit dem Inhalt des "Koffers für die letzte Reise"

Mehr als 20 Interessierte waren gekommen, vor allem Angehörige – der „größte Pflegedienst in Deutschland“, wie Pflegeberaterin Jacqueline Müller klarstellte. Zu Beginn gab es eine herzliche Begrüßung mit Kaffee und Kuchen sowie einen kleinen „Demenz-Knigge“: anklopfen, von vorn nähern, Blickkontakt suchen, langsam sprechen und Diskussionen vermeiden, so die Tipps. „Man sollte immer beachten, dass man mit erwachsenen Menschen spricht“, so Jacqueline Müller. Betroffene könnten sich nicht einfach „zusammenreißen“, von einem Menschen mit gebrochenem Bein werde das schließlich auch nicht verlangt. „Die Körperpflege am Morgen ist für Demenzkranke Schwerstarbeit“, erklärte sie. Trotz allem: Demenz sei nicht das Ende des Lebens, sondern ein Teil davon.

Dass es trotz aller Herausforderungen auch viele schöne Momente mit diesen Menschen gibt, hat Gudrun Günther erlebt. Die leitende Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes betreut ihren 92-jährigen Vater, dem sie ein Fotoalbum gebastelt hat mit Bildern von ganz früher bis heute zum Auffrischen des Kurzzeitgedächtnisses. „Ich möchte diese wertvolle Zeit mit ihm nicht missen“, erklärt sie. Für die allerletzte Phase hat Gudrun Günther wertvolle Tipps parat: „Es ist bekannt, dass auch Sterbende alles verstehen, was am Bett gesprochen wird.“ Deshalb solle man sehr bedacht mit seinen Worten sein, auch wenn anscheinend wenig ankomme.

Mit dem Koffer wurde es dann sehr praktisch. Die Kolleginnen präsentierten zum Beispiel Massagehandschuhe, Igelbälle, ätherische Öle, Duftlampen, Kirschkernkissen, Fächer, Bücher mit Kurzgeschichten speziell für Demenzkranke und Utensilien für die Mundpflege. Nach dem offiziellen Teil kamen die Gäste noch mit Fragen und viel Dankbarkeit für die gelungene Veranstaltung zu den Beraterinnen. Auch unter den Angehörigen gab es angeregte Unterhaltungen. „Es tut gut zu sehen, dass ich nicht die Einzige bin, die mit diesen Problemen zu tun hat“, sagte zum Beispiel Karin Schumann.

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